September 15

Ein Trainer für Stabfechten erzählt: Stabfechten für die eigene Gesundheit und Entwicklung

Jochen Feiler (Trainerabsolvent der Ausbildung „Trainer BASIC im Stabfechten“ 2013) erzählt von seinem Weg in der Trainerausbildung, seinen Erlebnissen, Erfahrungen und eigenen Veränderungen während und nach dieser Zeit.

Neuland für mich

Inspiriert durch einen Workshop, der gekonnt die Parallelen zwischen Stimme und Fechten aufzeigt und den dort getroffenen Aussagen und philosophischen Ansätzen, meldete ich mich nach kurzer Bedenkzeit zur Stabfechttrainerausbildung an. Fechten war zu diesem Zeitpunkt, bis auf das, was ich in Filmen und Sportübertragungen gesehen hatte, völliges Neuland für mich. Außerdem fand ich, dass es wieder einmal an der Zeit wäre, mich etwas mehr zu bewegen. Bei meiner Bürotätigkeit in einer großen Verwaltung trugen die gelegentlichen Gänge zum Kopierer sowie die zum Bäcker oder Metzger in der Mittagspause nur bedingt zur körperlichen Fitness bei.

Je mehr Sport, desto schlechter ging es mir

In der ersten Unterrichtseinheit kam ich mir ein wenig verloren vor. Einige Teilnehmer kannten sich bereits und alle gemeinsam fochten sie schon eine ganze Weile. Ich schien der einzige Neuling zu sein. Was aber viel schlimmer war, ich befand mich konditionell in einer äußerst schlechten Verfassung. Ich erschrak. Das kannte ich so nicht von mir. Schon nach der kleinsten Anstrengung stand ich japsend da, bekam einen hochroten Kopf und stand kurz vor einem Zusammenbruch. Ich bekam buchstäblich keine Luft mehr. Das war neu! Das Paradoxe, von Training zu Training wurde es schlimmer statt besser. Je mehr Sport ich machte, desto schlechter ging es mir Ich wurde wütend auf mich selbst. Am liebsten wäre ich schreiend davongerannt! Auf der anderen Seite hatte ich panische Angst davor, dass man mir das Aufhören nahelegte, da diese Ausbildung für mich keinen Zweck hätte. Ich war verzweifelt! Was in aller Welt war da los?

Ich fing an, zu analysieren und zu experimentieren! Ich erhöhte meine Flüssigkeitszufuhr vor dem Training, machte gezielt Atemübungen und befreite meine Atemwege mit schleimlösenden Mitteln. Der Erfolg war spür- und sichtbar, hielt jedoch nicht lange an. Mittlerweile hatte ich selbst beim Einkaufen und Tütentragen verstärkt Atemprobleme. Hinter der ganzen Sache musste etwas anderes stecken, aber was?

Meine Haltung veränderte sich

Irgendwann reifte in mir der Verdacht, dass meine Atmungsprobleme eventuell mit Verspannungen im Rücken zusammenhängen könnten. Jedoch verwarf ich diesen Gedanken eine zeitlang wieder, denn ich hatte keinerlei Rückenschmerzen. Und so dauerte es noch eine ganze Weile, bis ich einen Masseur mit meiner Vermutung konfrontierte und vorsichtig anfragte, ob das denn sein könne.

Zu meinem Erstaunen wurde ich nicht ausgelacht – im Gegenteil! Meine Vermutung bewahrheitete sich. Die Verspannung rührte aus vergangenen Zeiten voller Sorgen, Nöten und Ängsten, bei denen ich körperlich zunehmend verkrampfte, ohne wieder zu entkrampfen. Das Resultat: die Verspannungen verhärteten und neue Verspannungen kamen hinzu. Die Verhärtungen verdichteten sich immer mehr! Am Ende konnte ich nur noch das obere Drittel, bis zuletzt ein Viertel, meines Lungenvolumens zum Atmen benutzen. Schritt für Schritt wurde ich von diesen Verspannungen und Verhärtungen befreit.

Meine Haltung veränderte sich, die Lunge konnte ich nun wieder vollumfänglich nutzen. und die Trainings verliefen von mal zu mal besser. Vor allem bewirkten die regelmäßigen Fecht- und Dehnübungen dass keine neuen Verspannungen mehr ansetzen konnten. Der Positionendurchlauf entwickelte hierbei zu meiner Lieblingsübung. Er führt einen nicht nur in die eigene Mitte zurück, er ist das perfekte Workout, um das richtige Verhältnis zwischen An- und Entspannung, zwischen Ein- und Ausatmen nebst Kraft, Geschwindigkeit und Ausdauer zu trainieren.

Viel lockerer, beweglicher und fitter geworden

Parallel zu den letzten Ausbildungseinheiten begann ich eine Stimmbildung, bei der sich die fehlerhafte Atmung der vergangenen Jahre weitestgehend von selbst regulierte. Nun hatte ich all das, was in einem Workshop nur angerissen werden konnte, in aller Ausführlichkeit. In dieser Zeit lernte ich mich und meinen Körper immer besser kennen. Die Zeit nach der Ausbildung verbrachte ich mit der Vertiefung des Gelernten, vor allem des theoretischen Teils der Ausbildung.

Heute unterrichte ich, mit einer Kollegin im Wechsel, im Rahmen gesundheitsfördernde Maßnahmen am Arbeitsplatz, regelmäßig Rückenschule, Dehn- und Kräftigungsübungen unter anderem mit Elementen des Stabfechtens. Von den Atmungsproblemen ist in diesen Trainings und bei normaler Bewegung nichts mehr zu spüren. Lediglich bei schnellerem Treppensteigen, ab dem 4. Stock, und am Berg kehrt die Atemnot zurück, doch bei weitem nicht in dem Maße, wie zu Beginn der Ausbildung. Daran werde ich noch arbeiten. Insgesamt gesehen bin ich viel lockerer, beweglicher und vor allem fitter geworden. Seither habe ich wieder Spaß an der Bewegung!

Von unserem Arbeitsbereich wurde mir bereits eine Fechtvorführung mit Workshops an einem betrieblichen Gesundheitstag in Aussicht gestellt und ein weiteres Projekt steht in den Startlöchern.

> Interesse an Kursen und Seminaren
> Interesse an der Trainerausbildung „Trainer BASIC im Stabfechten“


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